Schulangst Schule Grundschule

Der Angst an Schulen begegnen

22. Dez. 2021 | Gefühle und Emotionen

Nadine Dzolic

Nadine Dzolic

Auf den vergangenen Montag habe ich mich lange gefreut. Ich war wieder einmal an der Grundschule, um die Flümer® einzuführen. An diesem Tag war ich gleich in zwei Klassen. In der einen, um die Einführung abzuschließen, in der anderen, um eine Idee zur Bewältigung von Angst umzusetzen. Bei meinem letzten Besuch durfte ich nämlich ein Mädchen kennenlernen, das mich besonders berührte. Sie erklärte mir während unseres gemeinsamen Flümerns, das sie noch in der ersten Klasse gut vorlesen konnte, doch dann, plötzlich, in der zweiten Klasse, ginge das nicht mehr. Sie ließ mich wissen, dass es in ihrem Kopf gut funktioniert, doch ihre Worte nicht nach außen finden. Die Angst blockierte sie.

Wahrscheinlich gab es den einen Moment, der das Gefühl der Angst in ihr erzeugte – der nun fest in ihrem Unterbewusstsein verankert ist. Vielleicht wurde sie ausgelacht, während sie sich alle Mühe gab, vielleicht spürte sie eine Ablehnung, während sie Probleme mit einigen Worten hatte. Den genauen Grund kenne weder ich, noch sie selbst. Doch was ich erfahren durfte war, dass sie heute, an jedem Schultag, von dem Gefühl des Unwohlseins begleitet wird. Immer mit der Befürchtung, zum Lesen aufgefordert zu werden.

Was würde es mit dir machen, wenn du JEDEN Tag in Erwartung einer plötzlich auftretenden Gefahr wärst?

Doch was kann uns in Momenten der Angst helfen? Zwei Dinge, die für mich von großer Bedeutung sind.

Körperliche Anstrengung

Unser Nervensystem ist so konstruiert, dass es bei drohender Gefahr einen schnellen Energieanstieg herbeiführt. Energie, die wir, biowissenschaftlich betrachtet, dafür benötigen, einen Angriff auszuüben oder um vor einer Gefahr zu flüchten. Der Verstand wird hierbei „ausgeschaltet“, denn wenn der Säbelzahntiger vor uns steht, nützen uns wohldurchdachte Überlegungen gar nichts. Dann gilt es, schnell und intuitiv zu handeln. Das was uns einst das Überleben sicherte, bringt unsere Kinder heute in herausfordernde Situationen, die ohne entsprechende Unterstützung schwer zu bewältigen sind.

Der Körper des Mädchens, um bei meinem Beispiel zu bleiben, stellt also in jedem Moment, in dem es gebeten wird, laut vorzulesen, Energie bereit. Energie, die dafür benötigt wird, die von ihr erlebte drohende Gefahr abzuwenden – also anzugreifen oder zu flüchten. Da jedoch beides nicht möglich ist, sie also weder fliehen noch angreifen kann, gerät sie in eine Art der Erstarrung. Diese macht es ihr nun unmöglich, die Aufgabe entsprechend der Anforderung zu erfüllen. Die Bewertung, die das Mädchen anschließend sehen, hören und auch spüren kann, nährt die Angst und sorgt so dafür, dass diese verstärkt wird oder zumindest bestehen bleibt.

Erlauben wir dem Körper, diesen hohen Energieanstieg abzubauen, wird einer Erstarrung entgegengewirkt. Der Körper darf die Energie dann dafür nutzen, wofür sie gedacht ist – er darf sich in Bewegung bringen und aktiv werden.

Zugehörigkeit

Mein Sohn erzählt mir ab und an, dass er solche Spiele gerne mag, in denen eine große Gruppe von Kindern hinter anderen Kindern hinterher rennt. Er sagt, er mag es gern, in dieser großen Gruppe zu sein. Auch ich kenne dieses Gefühl gut. Das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich es vor einigen Jahren, in jenem Moment, in dem die Firma, in der ich einst angestellt war, eine Feuerschutzübung veranstaltete. Als der Alarm ertönte begaben sich alle Mitarbeiter – in einer großen Gruppe – auf das Betriebsgelände. Da war es, das Gefühl der Zugehörigkeit.

Die Biologie von Zugehörigkeit

Wir Menschen sind Säugetiere und unser Nervensystem hat sich im Laufe unserer Entwicklung an ein Leben in Gruppen mit sozialer Interaktion angepasst. Dies war notwendig, denn nur so konnten wir unseren Fortbestand sichern. Wir konnten nur überleben, wenn wir in eine Gruppe, die uns Sicherheit und die Möglichkeit zur Fortpflanzung ermöglichte, eingebunden waren. Der Ausschluss aus dieser Gruppe bedeutete, betrachtet man es unter dem evolutionären Aspekt, immer Leiden und Tod. Unser Nervensystem ist also grundlegend, sowohl physisch als auch biologisch, dazu angelegt, in Gruppen mit sozialer Interaktion zu leben. Wir können uns nicht gesund entwickeln, wenn wir Isolation und fehlende soziale Interaktion erleben.

Da wir echte Zugehörigkeit also spüren können, wenn wir aktiv in eine Gruppe eingebunden sind, so liegt die Tatsache nahe, dass die gemeinsame Aktivität der Klasse – in der alle das gleiche Ziel verfolgen – dieses Gefühl erzeugen kann.

Meine These

Wird der Angst des Mädchens, von dem ich eingangs sprach, mit körperlicher Anstrengung und dem Gefühl der Zugehörigkeit begegnet, so wird ihr die Möglichkeit gegeben, ihre Emotion ins Fließen zu bringen und damit loszulassen. Widmet sich das Mädchen anschließend ihrem inneren Erleben, indem sie aktiv flümert, trägt sie selbstwirksam zur Auflösung ihrer Blockade bei.

„Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.“ Friedrich Schiller

Praktischer Versuch

Bei meinem Besuch in der Grundschule bat ich die Klasse, in der sich das Mädchen befand, darum, auf der Stelle zu laufen – die Geschwindigkeit, die sich schnell steigerte, habe ich mit meinem Klatschen vorgegeben. Innerhalb von etwa ein bis zwei Minuten rannten also alle Kinder gemeinsam auf der Stelle und nutzten dabei alle Energie, die ihnen in Armen und Beinen zur Verfügung stand. Anschließend nahmen sie ein starkes energetisches Kribbeln wahr, welches den Fluss der Energie spürbar machte.

Ergebnis

Das Mädchen, das sich zu Beginn der Übung, als ich nach Ängsten fragte, nicht traute, sich zu melden um ihre Angst vor der Klasse zu benennen, stand am Ende der Stunde, als ich bereits wieder dabei war zu gehen, plötzlich auf und sprach mich vor der ganzen Klasse an, ob wir noch einmal gemeinsam flümern könnten. Sie sprach ihren Wunsch laut und selbstsicher aus – ohne dies vorab mit ihrer Lehrerin abgestimmt zu haben. Ich interpretiere dies als absoluten Erfolg.

Im Anschließenden flümerten wir gemeinsam und es zeigte sich, dass ihre Angst den Wunsch hat, beachtet zu werden. Der Aufforderung sind wir nachgekommen und das Mädchen bestätigte mir, dass es ihr nun viel besser ginge. Als ich sie mit geschlossen Augen verschiedene stärkende Glaubenssätze sprechen lies, entspannte sich ihr Körper sichtbar. Besonders der Satz „Auch wenn ich nicht immer alles perfekt mache, so gebe ich zu jeder Zeit mein Bestes“ brachte dem Kind Erleichterung.

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